Wien, November 2024 – Jährlich mehr als 1,2 Millionen Tonnen Lebensmittel werden in Österreich verschwendet. Laut aktuellen Berechnungen der Umweltschutzorganisation WWF und des Verbands der österreichischen Tafeln könnte damit rein mengenmäßig der durchschnittliche Bedarf von 1,7 Millionen Menschen gedeckt werden – das entspricht in etwa der Bevölkerung Niederösterreichs. Zugleich sind in ganz Österreich rund 1,1 Millionen Menschen von Ernährungsarmut betroffen, können sich also keine ausgewogene Ernährung leisten oder müssen sogar Mahlzeiten ausfallen lassen. Daher fordern der WWF und der Verband der österreichischen Tafeln ein Maßnahmenpaket von der künftigen Bundesregierung, um die Lebensmittelverschwendung bis 2030 zu halbieren.
Zu den wichtigsten Forderungen zählen die Ausweitung der Meldepflicht von Lebensmittelabfällen, verbindliche Vorgaben für den Umgang mit Lebensmitteln sowie eine erleichterte Weitergabe an Armutsbetroffene.
„Wir fordern mehr Transparenz und zusätzliche Anreize, um wertvolle Lebensmittel besser zu nützen. Davon profitieren langfristig Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft“, so Dominik Heizmann vom WWF. Für soziale Organisationen wie Tafeln ist die Klärung der Haftungsfrage überfällig, denn diese stellt immer noch eine große rechtliche Hürde bei der Weitergabe an Armutsbetroffene dar, wie Victoria Kull vom Verband der österreichischen Tafeln feststellt: „Sollte sich jemand durch eine Lebensmittelspende gesundheitliche Schäden zuziehen, müssen die Tafeln dafür geradestehen. Dass gemeinnützige Organisationen nach denselben Maßstäben haften wie große Lebensmittelkonzerne, ist unverhältnismäßig und bringt das Fundament karitativer Hilfeleistung ins Wanken.“
In einer WWF-Befragung vor der Wahl hatten sich mit SPÖ, NEOS, FPÖ und Grünen vier von fünf Parlamentsparteien für ein „verbindliches Maßnahmenpaket“ gegen Lebensmittelverschwendung im Regierungsprogramm ausgesprochen. Auch die ÖVP sah Lösungsbedarf. „Die Politik hat in den nächsten Wochen die Gelegenheit, ihre Wahl-Versprechen in konkrete Projekte umzusetzen. Ein ‚Weiter wie bisher‘ wäre fatal“, sagt Dominik Heizmann. Neben der grundsätzlichen Vermeidung von Lebensmittelüberschüssen muss die künftige Bundesregierung vor allem für eine effektivere Weitergabe von Lebensmittelspenden sorgen. „Freiwillige Lösungen sind wichtig, reichen aber nicht aus, um das Problem zu lösen“, betont Victoria Kull.
Verschwendung hat hohe Folgekosten für die Umwelt und die Gesellschaft: Überschüsse und Verluste treiben Produktionskosten und somit auch Lebensmittelpreise in die Höhe. Für die verschwendeten Lebensmittel werden zudem kostbare Ressourcen wie Wasser, Boden und Energie unnötig verbraucht. Dringender Handlungsbedarf besteht auch mit Blick auf die Klimakrise – global sind rund zehn Prozent der Treibhausgasemissionen allein auf die Verschwendung von Lebensmitteln zurückzuführen.
Hilf mit, damit Österreich kein Armutszeugnis ausgestellt wird: Gemeinsam können wir Lebensmittel retten und Hunger bekämpfen.
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